Impulse, Erkenntnisse, Ergebnisse und Forderungen
Auf dem Fachtag in Wismar diskutierten 46 Fachkräfte aus Diakonie, Kirche, Politik und Gesellschaft über Armut von Kindern und Jugendlichen im „reichen Deutschland“. Armut wird hier oft als Randproblem schlecht angepasster Individuen gesehen. Die wichtigsten Ursachen von Armut in unserem Land sind Arbeitslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, geringe Bildung und alleinerziehende Eltern. Es bedeutet, dass Kinder und Jugendliche nicht genug Geld für Wohnraum, Essen, Kleidung und Hobbies haben. Ihre Lebenswelt ist geprägt durch Verzicht, Scham, Gesundheitsdefizite und fehlende Chancen in Schule, Ausbildung und Beruf.
Wie wir Menschen begegnen, die in Armut leben, ist von unserer Haltung abhängig.
Gemeinsam wurde auf die eigene Haltung gegenüber Armut geschaut. Ziel muss es sein, für die verschiedenen Betroffenengruppen passgenaue, nicht stigmatisierende und gut erreichbare Unterstützungsangebote zu entwickeln. Dringend notwendig sind dabei etwa kosten- und bedingungslose Begegnungsräume, in denen junge Menschen mit Lebensmitteln und Mahlzeiten versorgt werden können.
Nach Grussworten, Inputs und Diskussion tauschten wir uns in den Workshops aus und erarbeiteten Lösungsvorschläge.
U.a. folgende Aspekte hielten wir als Handlungsoptionen und Forderungen fest:
- In unserer Haltung braucht es eine Sensibilisierung für die Ursachen von Armut. Diese Ursachen sind nicht in Schuld, Faulheit oder Stigmatisierung zu finden. Dazu sollte es Fortbildungen geben, die helfen zu erkennen.
- Netzwerke auf Stadtebene bilden: z.B. Kooperationen zwischen Jugendzentrum, Tafel und Supermärkten.
- Mittel vom Bildungs- und Teilhabepaket müssen ohne viel Aufwand fließen. Die Zugänge und Informationen dazu müssen für alle niedrigschwellig möglich sein. Vorschlag: Infoblätter mit QR Code bereitstellen, damit eine persönliche Offenbarung vermieden wird. Wir als Fachkräfte können Multiplikator*innen und Beratende zu diesem Thema sein.
- Bei unseren Angeboten Grundbedürfnisse wie Essen mitdenken.
- Von Anfang an Wege überlegen, dass Angebote für junge Menschen und deren Familien für alle einladend und ohne Kosten sind.
- Wir alle können Sprecher*innen für junge Menschen sein.
- Dort politisch Einfluss nehmen, wo es möglich ist.
- Forderung eines kostenfreien Mittagessens für Kinder und junge Menschen in der Kita und in der Schule: hier Aufruf dazu Briefe an das Sozialministerium M-V und die Abgeordneten im Sozialausschuss M-V zu schreiben. Der Landesjugendring M-V verweist auf seinen Beschluss "Kinder- und Jugendarmut", der gern als Vorlage verwendet werden darf.